Der Bauherrenpreis, vergeben von der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs, würdigt Bauvorhaben, welche in der Verwirklichung ihrer Bauaufgabe, der Ausführung, der architektonischen Gestalt, in ihrem gesellschaftlichen Engagement und innovatorischen Charakter als vorbildlich zu bezeichnen sind – exzeptionelle Lösungen, die auf Grund intensiver Kooperation von Bauherren und Architekten zustande gekommen sind.
Hinter jedem realisierten Projekt steht nicht nur ein Architekt, sondern auch ein Bauherr. Die Rolle des Bauherrn muss sich nicht notwendigerweise nur auf die finanzielle Grundlage des zu planenden und zu bauenden Objekts – oder der städtebaulichen Situation – beschränken, sondern sie kann schöpferischer Generator sein, dialektische Symbiose zur Verwirklichung einer Idee. Große Bauwerke, qualitätsvolle Architektur, beispielgebender Städtebau beruhen ebenso auf einem – oft gemeinschaftlichen – Konzept und einem artikulierten Bedürfnis als auch auf der künstlerischen und kreativen Potenz des Entwerfers.
Im Idealfall steigern sich Vision des Architekten und des Bauherrn zu exemplarischen Resultaten. Diese oft wesentliche Rolle des Bauherrn zu erkennen und durch einen Preis anzuerkennen, war – vor 40 Jahren – die Idee, die wir in der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs zur Verwirklichung brachten. Hochkarätige Jurien beurteilen nicht primär Bauwerke, sondern Prozesse und Resultate eines dialektischen Vorgangs zwischen Architekt und Bauherrn, der sich in qualitätsvoller, unkonventioneller, an- und aufregender, exemplarischer und zukunftsweisender Architektur und gemeinsamer Aktion niederschlägt – oft gegen große Widerstände.
Die Verbundenheit mit dem ausgezeichneten Bauherrn – der nicht notwendigerweise nur der Geldgeber, sondern etwa auch der Nutzer oder Ideenspender sein kann, der für das Konzept und seine Durchsetzung Verantwortliche – wird gewürdigt.
Seit 1967 begleitet dieser Preis der Zentralvereinigung nun die österreichische Architekturentwicklung – er wird im In- und Ausland oft kopiert – und ist somit gültiges Zeugnis und Dokumentation für die wirkenden Kräfte in der Gestaltung und Formulierung unserer Umwelt.
Text von Hans Hollein, bis 2007 Präsident und bis zu seinem Tod 2014 Ehrenpräsident der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs
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