„Die Auenweide“, St. Andrä-Wördern
Bauherr:innenpreis, Preisträger:innenFertigstellung 2022
Etzelstraße 5, 3423 St. Andrä-Wördern
Bauherr:innen: Verein Wohnprojekt Wördern, Markus Spitzer (Projektinitiator)
Architektur: einszueins architektur, Wien
Freiraumplanung: Elisa Millonig, Gänserndorf
Tragwerksplanung: Kurt Pock, Klagenfurt
Fotos: Hertha Hurnaus, Hanno Mackowitz
„Unser Anspruch war, Leistbarkeit und Ökologisierung in Einklang zu bringen.“ Markus Spitzer, Bauherr
Für gemeinschaftliches Wohnen im ländlichen Raum ist die „Auenweide“ ein Präzedenzfall, der beweist, dass leistbarer Wohnraum, typologische Vielfalt und höchste ökologische Standards kein Widerspruch sein müssen. Die um einen kleinen Grünraum gruppierte Siedlung aus acht Mehrfamilienhäusern und zwei organisch geformten Gemeinschaftshäusern erinnert in ihrer lockeren Formation an historische Dorfstrukturen. „Wir haben mit diesem Projekt auf vielfache Weise Neuland betreten, denn die Siedlung sollte etwas Wildes, Organisches ausstrahlen – das sind wir als an der Moderne geschulte Architekten nicht gewöhnt.“ einszueins Architekten entwickelten für die insgesamt 24 Wohneinheiten zwei Haustypen, die durch Verdrehung und Spiegelung eine erstaunliche Vielfalt zuließen; kein Haus gleicht dem anderen und dennoch folgt jedes demselben effizienten Strukturprinzip. Die Stellung der Baukörper zu einander ermöglichte auch ein ausgewogenes Verhältnis zwischen zugewandten und introvertierten Räumen. In mehr als 300 moderierten Entscheidungen wurden im dialogischen Planungsprozess Individualität und Leistbarkeit verbunden.
Bei der Ökologie der Materialien wurden ebenfalls keine Abstriche gemacht: die Lehmputzflächen und die Terrassen wurden aus Kostengründen zum Großteil im Selbstbau errichtet. Beispielhaft ist die „Auenweide“ auch durch ihr spezielles Finanzierungskonzept: Über einen Vermögenspool konnte der Verein das Grundstück erwerben und anschließend das Bauvorhaben finanzieren. Die Bewohner:innen mieten ihre Wohnungen vom Verein und entziehen so die Liegenschaft dauerhaft der Immobilienspekulation. Auf dem Sharing-Gedanken beruhen auch die Nutzung der Gemeinschaftsräume sowie die laufende Gestaltung des Areals, das mit wenigen Stellplätzen und ganz ohne Zäune auskommt.
Text: Gabriele Kaiser