Ágnes-Heller-Haus, Innsbruck
Bauherr:innenpreis, Preisträger:innenFertigstellung 2023 / Wettbewerb 2018
Innrain 52a, 6020 Innsbruck
Bauherr:innen: BIG – Bundesimmobiliengesellschaft, GF Gerald Beck, Hans-Peter Weiss, Projektleiter Christian
Volgger
Architektur: Mohr Niklas architekten, Wien
Freiraumplanung: Kieran Fraser Landscape Design, Wien
Tragwerksplanung: dibral – Alfred Brunnsteiner, Natters / Fotos: David Schreyer, Hanno Mackowitz
„Wir schauen, dass wir die Qualität schon beim Architektenwettbewerb einfassen, also EU-weit offene Wettbewerbe machen.“ Christian Volgger, Projektmanager
Das Ágnes-Heller-Haus – nach einer ungarischen Philosophin benannt – meistert einen zweifachen Vernetzungsanspruch: Es führt die Institute der geistes-, kultur und bildungswissenschaftlichen Fakultäten an einem zentralen Standort zusammen und begreift die Bildungseinrichtung „Universität“ als integralen Bestandteil der Stadt.
Den Fußabdruck auf dem Areal so klein wie möglich zu halten, war den Architekt:innen ein zentrales Anliegen. Sie komprimierten die Kubatur zugunsten einer frei zugänglichen Campuswiese – und schufen damit einen offenen städtischen Grünraum am Inn, der sofort mit Leben erfüllt war. Das kompakte Gebäude mit einer tragenden Fassade aus Stahlbetonfertigteilen folgt einem sachlichen Duktus; ein 10-geschossiger Trakt verankert den Bau an der Straßenkante sichtbar im Stadtraum. Die bogenförmigen Öffnungen des Sockels und das von Peter Sandbichler skulptural facettierte Portal des Haupteingangs verfehlen ihre Sogwirkung nicht. Wiesenseitig führt eine breite Grüntreppe zu den beiden großen Hörsälen hinunter, die Mensa im Erdgeschoss öffnet sich Richtung Inn. Im Atrium – dem Herzstück des Baus – werden Studierende und Besucher:innen von einer Kaskade aus Treppen und Stegen empfangen, die die Institute frei im Raum vernetzen. Interne Sicht- und Wegbeziehungen zwischen den Fachbereichen, temporären Arbeitsplätzen, Gruppenräumen und der Bibliothek verstärken das Selbstverständnis einer Universität als kollaboratives Wissenslabor.
Die Zusammenarbeit zwischen Bauherrin und Architekturbüro lässt sich vielleicht am besten mit dem Wort „Zusammenhalt“ charakterisieren. Die Coronakrise, der Konkurs des Trockenbauunternehmens und ein Starkregenereignis während der Bauzeit haben dem Projekt stark zugesetzt, doch am Qualitätsanspruch haben alle Beteiligten bis zum Schluss festgehalten. Das .gnes-Heller-Haus hat seine Robustheit längst vor seiner Eröffnung unter Beweis gestellt.
Text: Gabriele Kaiser