Schulzentrum Gloggnitz
Niederösterreich
Schulzentrum Gloggnitz
Richtergasse 6, 2640 Gloggnitz
Bauherrschaft: Stadt Gloggnitz | Bürgermeisterin Irene Gölles
Architektur: Dietmar Feichtinger Architectes
Freiraumplanung: Dietmar Feichtinger Architectes
Tragwerksplanung: Werkraum Wien
Fertigstellung: 08/2019
Die niederösterreichische Stadt Gloggnitz kämpft mit Strukturproblemen, denen man auf unterschiedliche Art entgegnet. Beim Hereinfahren in den Ort preist gleich das erste Schild im Kreisverkehr die „Einkaufsstadt Gloggnitz“ an, zugleich wird das Stadtzentrum durch das große neue Schulzentrum dominiert, welches programmatisch Bildung als Zukunft der Stadt hervorhebt. Zwar war bereits zuvor das alte Schulzentrum, bestehend aus Volksschule, Mittelschule und Polytechnikum, an diesem prominenten Standort, doch der Neubau umfasst nicht nur zusätzlich das Sonderpädagogische Zentrum, er ist auch kompakter, was vor allem dem quadratischen Grundriss von ca. 70 auf 70 Meter geschuldet ist.
Ein solches Volumen kann als Barriere wirken. Doch das Architekturbüro von Dietmar Feichtinger und die Bürgermeisterin, Irene Gölles, machen plausibel, wie diese gemeinsame bewusste Entscheidung genau das Gegenteil bewirken kann und soll. Die im Wettbewerb geforderte Nachhaltigkeit betraf nicht nur das ökologische Konzept, das mit Wärmepumpe, Massespeicherung und Solarzellen heutigen Standard erfüllt. Vielmehr ging es vor allem darum, die vielfältigen sozialen und pädagogischen Aktivitäten zu einem nachhaltigen Austausch mit der ganzen Stadt zu verbinden. Das geschieht auf mehreren Ebenen. Zum einen bietet das Schulzentrum in den eigenen Räumen die Möglichkeit zur Nutzung durch Sportvereine, Veranstaltungen aller Art usw. Zum anderen ist die Erdgeschosszone konsequent raumhoch verglast, sodass PassantInnen unmittelbar Einblick in die Werkstatt-, Experimentier- und Technikräume haben, die hier untergebracht sind. Vor allem aber werden die zentral gelegenen Sporthallen – eine Turnhalle, eine Kletterwand, ein Gymnastikraum –, auf die man stößt, sobald man das Gebäude betritt, Besuchende visuell und akustisch in ihren Bann ziehen.
Wahrscheinlich eine Hommage an Josef Lackners Ursulinengymnasium in Innsbruck (1980), funktioniert die Botschaft hier im Stadtzentrum noch viel besser: spielende, lernende, tobende Kinder sind die beste Investition in die Zukunft. Die „offene Form“ unterstützt auch das dreidimensionale Raumfachwerk aus Stahl, das 30 Meter weit spannt, genauso wie die Clusterung der Klassenräume im ersten Obergeschoss jeweils um einen „Marktplatz“ und diese wiederum um einen großen offenen Hof auf dem Dach, der zudem wunderbare Ausblicke in die Umgebung ermöglicht. Dazu belastbare Materialien wie Fichtenholz für die Innenräume (Lärche im Außenbereich), einfache Holzwolle für die Decke und zahlreiche Durchgänge oder -blicke dürften dem Anliegen der Gemeinde nach vielfältigem Austausch, Inklusion, Diversität und Nachhaltigkeit genau entsprechen.