Panoramalift Steyr
Oberösterreich:
Panoramalift Steyr
Michaelerplatz, 4400 Steyr
Bauherrschaft: Stadtbetriebe Steyr, Peter Hochgatterer
Architektur: reitter architekten | Helmut Reitter, Innsbruck
Tragwerksplanung: Wplus |Peter Schwarz, Steyr
Fertigstellung: 11/2019
Was am schwierigsten zu gestalten ist: Wie man von A nach B kommt, meint Rem Koolhaas in „S, M, L, XL“ Die Verantwortlichen der Stadt Steyr mögen ihm vielleicht zustimmen. Denn es scheint nur einfach: Unten der Stadtteil Steyrdorf, oben auf der Anhöhe Tabor. Man baut einen Lift, fügt noch eine Aussichtsplattform hinzu, fertig.
Dass es gut 100 Jahre gedauert hat, bis eine bequeme Verbindung geschaffen wurde, weist schon auf Komplikationen hin. Im Jahre 2017 nimmt die Stadt einen neuen Anlauf, es gibt einen Wettbewerb, den reitter architekten gewinnen, aber nicht ohne Debatten. Der Denkmalschutz will den Lift in den Fels hauen, damit die Stiegenanlage aus den 1930er bis 1950er Jahren nicht verdeckt wird. Die Stadt will den Lift vom Fels abrücken, der Architekt platziert den Lift dazwischen, halb im Fels, halb draußen, so dass eine intime Nähe zwischen beiden entsteht, aber auch keine auftrumpfende Geste.
Die scheinbar profane Fahrt hat es ohnehin in sich. Unten steigt man im dunklen Felsen ein; hier befindet sich auch der Eingang zu Stollen aus dem Zweiten Weltkrieg, die Zwangsarbeiter errichten mussten. Auf halber Höhe, bereits draußen, sieht man eine vom Architekten belassene Grotte, in der ein Obdachloser lebt und mit einem Pappschild um mildtätige Spenden bittet. Auf der im Zick-Zack begleitenden Treppe immer wieder Jogger, die nach oben laufend dem neuen Lift die kalte Schulter zeigen, und oben dann, nach knapp vierzig Metern, die fantastische Aussicht auf Steyr.
Wegen dieser unterschiedlichen Beziehungen auf einer kurzen Fahrt balanciert die Architektur zwischen
Bescheidenheit und Inszenierung. Der Stahlbeton ist braungrau eingefärbt und hebt sich nur gering vom Felsen ab. Zugleich faltet sich eine Wand des Liftschachtes so zurück, dass das Herausfahren aus dem Felsen nach oben formal unterstrichen wird und die gläserne Kabine über dem Abhang zu schweben scheint. Auch der Aussichtssteg, der dem vertikalen Bauwerk als horizontaler Kontrapunkt zugefügt wurde, bleibt zurückhaltend, da der Cortenstahl als farbliche Ergänzung zum Beton wirkt. Dass der Steg nicht nur nach vorne, sondern auch seitlich auskragt, ohne, dass man sich über die Kräfte im Bauwerk bewusst ist, verdankt sich den statischen Berechnungen des Ziviltechnikers Peter Schwarz.
Ergebnis: Ohne Unterlass fahren Menschen mit und ohne Lasten rauf und runter und scheinen sich über den
neuen, kostenlosen Lift zu freuen.