Auferstehungskapelle Straß
Oberösterreich:
Auferstehungskapelle Straß
4881 Straß im Attergau
Bauherrschaft: Kapellenverein Straß | Marianne Pachler
Architektur: LP architektur | Tom Lechner
Tragwerksplanung: tragwerkspartner zt gmbh, Innsbruck
Fertigstellung: 08/2020
Jemand sagte, man könne hier einfach sitzen wie auf einem Bankerl unter einem Baum. Das fasst gut zusammen, was die neue Kapelle in der Ortschaft Straß vermag. Entstanden ist sie durch das außergewöhnliche Engagement eines zwölfköpfigen Kapellenvereins sowie privaten UnterstützerInnen, die mit dem Architekten Tom Lechner eine Reise für ein feines Bauprojekt starteten, das Sensibilität und Zuneigung zum gemeinsam Geschaffenen widerspiegelt.
Die Kapelle steht auf einem leichten Abhang, was der Architekt genutzt hat, um der Kubatur des Bauwerks eine fast natürlich erscheinende Überhöhung zu geben, zugleich wirkt die vertikale Holzlattenverkleidung profan. Es ist das durchscheinende Licht in der oberen Ebene, das auf den Lichtgaden als traditionelles Kirchenelement hinweist und auch schon moderne Auslegungen erfahren hat, zum Beispiel bei Rudolf
Schwarz’ Pfarrkirche Keferfeld in Linz. Gleichwohl ist einiges anders.
Man betritt den Innenraum seitlich. Dieser ist zugleich nicht entlang der Längsachse orientiert, sondern entlang der Querachse. Die Sitzreihen entfalten sich in die Breite und rücken allesamt nahe an den Altar heran. Und das ist offenbar die Botschaft des Hauses: Nähe, Zugehörigkeit und Offenheit (auch für Nicht-Gläubige oder andere Glaubensrichtungen). Alles ist deshalb klar und ohne Auratisierung gestaltet: der vertikale Rhythmus der Fichtenvollholzkonstruktion sowie die sekundäre Ordnung der horizontalen Latten bzw. Lamellen, die langgestreckten Sitzbänke aus Tannenholz, die eine räumliche Einheit mit dem Boden aus demselben Holz bilden, sowie die wenigen Einzelelemente, die exakt dort platziert sind, wo sie hingehören. Das sind neben einigen filigranen Hängelampen, die genau bis zum unteren Ende des Lichtgadens reichen, vor allem eine antike Christusskulptur sowie ein besonders schöner, grauer Sandsteinblock als Altar, der nur an den notwendigen Stellen vom Steinmetz behauen und poliert wurde. (Sowohl die Skulptur als auch der Stein sind private Schenkungen mit je eigener Geschichte.)
Es versteht sich von selbst, dass die Mitglieder des Kapellenvereins auf der Baustelle selbst Hand angelegt haben, unter anderem schweißtreibende Stunden mit der Bearbeitung des gespitzten Betons im Eingangsbereich verbracht haben. Dass ihre Kapelle inzwischen auch viele Menschen aus der Umgebung anzieht, und sei es nur, um zu sitzen wie auf einem Bankerl, ist der Lohn für diesen Einsatz.