Bundesschule Aspern _ Wien
Preisträger_innen 2018
Bauherrin: Bundesimmobiliengesellschaft/Gottfried Flicker, Wien
Architektur: fasch&fuchs.architekten, Wien
Freiraumplanung: Pflanz! Garten&Freiraum OG, Obersdorf
Tragwerksplanung: Werkraum Ingenieure ZT GmbH, Wien
Farbgestaltung: Hanna Schimek und Gustav Deutsch
Fertigstellung: 7/2017
Während die neuen Wohnquartiere in der Seestadt Aspern noch damit ringen, die eingeräumten Freiflächen mit Sinn und Leben zu erfüllen, greift das Bundesschulzentrum am Hannah-Arendt-Park im Südwesten der Seestadt beherzt in die Umgebung. Der terrassierte lichtdurchlässige Baukörper, durch dessen Membranhaut die schlanke Stahlkonstruktion schimmert, wurde an drei Seiten direkt an die Grundgrenze gerückt.
Anfangs hatte sich in dem für 1.100 Schüler_innen konzipierten Bildungscampus nur ein kleines Grüppchen ausgetobt, jetzt nehmen bereits rund 800 Jugendliche das Gebäude mit seinen geräumigen Klassen-Clustern, Department-Flügeln, Lerninseln und Freiflächen in Beschlag. Bauherrin und Architekten sind mit diesem Projekt im gemeinsamen Engagement neue Wege gegangen. Im Vorfeld des zweistufigen Wettbewerbs war ein fortschrittliches Raum- und Funktionsprogramm erarbeitet worden, mit dem Österreich an internationale pädagogische Standards im Schulbau anschließt. Das Bundesministerium für Bildung hatte sich eine Arbeits- und Lernlandschaft gewünscht, „die individuelle Förderung, Arbeiten in unterschiedlichen Gruppengrößen, selbstorganisiertes Lernen sowie Projektunterricht“ unterstützt. Dieses Konzept sah vor, die Unterstufe als Cluster-System zu organisieren, wobei sich jeweils vier Klassen einen offenen Lernbereich teilen. In der Oberstufe gilt das sogenannte Department-System, in dem die Unterrichtsräume den Fachgruppen (Sprachen, Naturwissenschaften, Wirtschaft und Informatik) und Lehrenden zugeordnet sind. Die Schülerinnen und Schüler der Oberstufe haben somit keine Stammklassen mehr, sondern wandern je nach Unterrichtsfach von einem Department zum anderen. Zusätzlich finden sie ihren individuellen Arbeitsplatz in vier separaten „Homebases“ mit wohnlicher Atmosphäre und direktem Zugang zu den Terrassen, die zugleich als Fluchtwege dienen. Die mehrgeschossige Aula mit ihren Freitreppen und Lerninseln wird von einem hohen Sheddach mit einer Tragkonstruktion aus Holz überspannt, ein seitlicher Innenhof bringt zusätzliches Grün ins Innere. Die weitläufige Halle bildet den Ausgangspunkt unzähliger Durchquerungen, die die Idee der räumlichen Entgrenzung sinnlich erlebbar machen. Zahlreiche Blickbeziehungen, etwa zwischen Cafeteria und den eingesenkten Turnsälen, verknüpfen konzentrierte und offene, sitzende und bewegte Szenarien in einem gemeinsamen Erfahrungsraum. Die „moderate Palette“ von Gustav Deutsch und Hanna Schimek setzt farbige Akzente und schafft Orientierung in einem Raumgefüge, das das Attribut Lernlandschaft wirklich verdient.