Marburgerstraße 10–14, 8010 Graz Bauherrschaft: STP Wohnungserrichtungs- u. Immobiliengesellschaft m.b.H. – Dennis Lin, Stefan Stolitzka Architektur: balloon architekten ZT-OG – Rampula Gratl Wohofsky, Projektleitung: Andreas Gratl Landschaftsarchitektur: koala landschaftsarchitektur, Köflach Tragwerksplanung: Wendl ZT GmbH, Graz Wettbewerb: 2016 | Fertigstellung: 2022
Wohnbebauung Marburgerhöfe
Preisträger BHP23
Steiermark
Wohnbebauung Marburgerhöfe
Marburgerstraße 10–14, 8010 Graz
Bauherrschaft: STP Wohnungserrichtungs- u. Immobiliengesellschaft m.b.H. – Dennis Lin, Stefan Stolitzka
Architektur: balloon architekten ZT-OG – Rampula Gratl Wohofsky, Projektleitung: Andreas Gratl
Landschaftsarchitektur: koala landschaftsarchitektur, Köflach
Tragwerksplanung: Wendl ZT GmbH, Graz
Wettbewerb: 2016 | Fertigstellung: 2022
“DAS WICHTIGSTE IST, DASS MAN DER ARCHITEKTUR RAUM GIBT UND DEN PROZESS ZULÄSST.“ Dennis Lin, Immobilienbeauftragter
Man kennt es vielleicht von idealisierten Wettbewerbsdarstellungen: Mit großen Bäumen überstandene, halbschattige wassergebundene Plätze, auf denen lässig ein paar Liegen aus Holz und Segeltuch drapiert wurden, in denen entspannt, von spielenden Kindern und Hunden umkreist, einen frühen Kaffee trinkende und Kipferl verzehrende Personen angeregt miteinander plaudern. Die Gärten beben vor Vitalität, die Balkone der umliegenden Wohnungen sind üppig begrünt, Blumen und Sträucher in irdenen Töpfen liebevoll gepflegt – imaginierte Idylle pur. Und dann, an einem ganz normalen Donnerstag im Juli 2023, morgens um halb zehn, hat sich die Wohnbebauung Marburgerhöfe in Graz in der Realität genau so dargestellt. Augenscheinlich ist bei diesem Projekt auf vielen unterschiedlichen Ebenen vieles richtig gemacht worden. Das beginnt beim ausgewählten Wettbewerbsbeitrag, der die städtebauliche Situation signifikant nachverdichtet –mit einer jedoch für die Nachbarschaft verträglichen und angemessenen Dichte. Die gekonnte Setzung der fünf Baukörper verzahnt das Ensemble mit seiner Nachbarschaft, schafft aber auch schöne eigene – autofreie – Binnenbereiche und vor allem den bereits erwähnten Quartiersplatz, der mit der Kombination aus Café und Bäckerei binnen kurzer Zeit zu einem kleinen Stadtteilzentrum geworden ist. Es geht weiter über die großzügig formulierten Zugänge zu den Gebäuden, die sparsame Vertikalerschließung und die straff und gleichzeitig flexibel organisierten Grundrisse, die durch ein kluges konstruktives System von tragenden Stiegenhauskernen und tragenden Außenwänden ermöglicht wurden, wobei alle Wohnungen über wirklich sehr großzügige Balkone und Freiflächen verfügen, die die meisten Bewohner:innen auch bereits angeregt haben, diese intensiv zu bespielen und vielfältig zu nutzen. Zuletzt atmet das Ensemble eine bemerkenswerte Großzügigkeit und Gelassenheit, die wohl auf der ruhigen Ordnung des gesamten Quartiers beruht. Die Gestaltung nimmt sich zurück und kommt dabei mit wenigen, aber präzisen Elementen und Details aus – und überzeugt gerade dadurch. Die Bauherrschaft musste anscheinend von der Bedeutung, die Ästhetik für die Nachhaltigkeit von Gebäuden hat, nicht erst überzeugt werden, sondern hat neben einer robusten Ausführungsqualität die Gestaltqualität in einem fruchtbaren Dialog mit den Architekt:innen eingefordert: Bauherrenpreis!
Text: Florian Nagler