Erste Campus, Wien
Am Belvedere 1, 1100 Wien
Bauherrin: Erste Group Bank AG, Wien - Andreas Treichl (Vorstandsvorsitzender)
Architektur: Henke Schreieck Architekten, Wien
Landschaftsarchitektur: Auböck + Kárász, Wien
Tragwerksplanung: gmeiner haferl zivilingenieure, Wien
Wettbewerb: 2007/2008
Fertigstellung: 2015
"Die Umsetzung des Projektes erfolgte in einer beispielhaften Kooperation, bei der sehr viel diskutiert worden ist – oft auch kontroversiell, aber immer am Ziel orientiert, ein Gebäude zu schaffen, das die Werte der Erste Group widerspiegelt." - Andreas Treichl
Erst die Stadtentwicklung im Zuge der Errichtung des neuen Hauptbahnhofes bot eine Chance, die zuvor durch die weitläufigen Anlagen von Süd- und Ostbahn getrennten Bezirke Favoriten und Wieden zusammenwachsen zu lassen. Der Erste Campus, auf dem die Bank 25 Standorte in einem neuen Headquarter bündelt, nimmt dabei zwischen dem neuen Wohn- und Büroviertel im Westen und der Parkanlage des Schweizergartens eine Schlüsselposition ein. An diesem historisch interessanten und städtebaulich herausfordernden Standort wollte es die Erste Group anders als die anderen Banken machen. „Über die Herstellung von Charakter“ lautete der Untertitel des rund 170-seitige Kompendiums, das man den Wettbewerbsteilnehmern als Leitfaden mit auf den Weg gab. Darin enthalten auch das Faksimile eines handgeschriebenen Briefes von Generaldirektor Andreas Treichl an die „Lieben Kandidatinnen und Kandidaten“. Er schließt mit der Hoffnung, das neue Hauptquartier möge den Beginn einer neuen Ära für Wiens Architektur markieren. Und tatsächlich gelang ein architektonisch-städtebaulicher Meilenstein von internationalem Format. (Wie weit er in der Stadt gleichrangige Nachfolger finden wird, ist indes ungewiss). „Schon beim ersten Hearing zum Wettbewerb spürten wir, dass es der Bauherr ernst meint“, erzählen die Architekten, die sich davon angespornt dem Masterplan widersetzten. Der sah nämlich eine Stadtkante zum Schweizergarten vor, eine Bedingung, die es weder zugelassen hätte, 5.000 Mitarbeitern gleichwertig angenehme Milieus, sprich weiten Ausblick in die Umgebung anzubieten, noch eine mit dem Umfeld interagierende städtebauliche Struktur zu schaffen. Sie gliederten das Bauvolumen als Ensemble von in der Höhe gestaffelten Baukörpern in geschwungenen Formen, das einen Landschaftsgarten umschließt und sich – ohne eine Rückseite auszubilden – zur Stadt öffnet. Der Campus wird Teil der Stadt und die Stadt Teil des Campus, so die Philosophie, gelebter Alltag ist. Das Gebäude verstrahlt dank seiner Materialität eine in diesem Maßstab selten erreichte Sinnlichkeit. Nicht mit Logos und Firmenfarmen setzt sich der Bauherr in Szene, sondern mit herausragender Architektur, wohltemperierter Atmosphäre und – auf höchstem Niveau omnipräsent – Kunst.