Basilika und Geistliches Haus, Mariazell
Benedictusplatz 1, 8630 Mariazell
Bauherr: Superiorat Mariazell: P. Karl Schauer, P. Michael Staberl, Herr BM Anton Nolz
Architektur: Feyferlik/Fritzer, Graz
Tragwerksplanung: Herbert Majcenovic, Judendorf-Straßengel
Fertigstellung: 2017
"Rückblickend darf ich sagen: ein geniales, mit Geduld, Zähigkeit, vielleicht auch Perfektionismus befähigtes Team, für welches das gemeinsame Ziel immer entscheidender war, als der Streit, das Ringen, auch das Aufgebenwollen, was meist nicht zu lange gedauert hat. Eigentlich wird es auch für mich immer unbegreiflicher, wie sich ein Projekt in diesem Ausmaß, mit der Vielfalt an verschiedenen Aufgaben, über eine so lange Zeitspanne überhaupt verwirklichen ließ." - P. Karl Schauer
In Zeiten, in denen bloß „schneller, höher, weiter“ zähle, sei es im Arbeitsleben eines Architekten ein Geschenk, ein Vierteljahrhundert mit einem Bauherrn an einem Projekt arbeiten zu können, so Wolfgang Feyferlik und Susanne Fritzer. Möglich war dies in Mariazell, katholische Hochburg und wichtigster Wallfahrtsort Österreichs mit über einer Million Besuchern pro Jahr. Das Projekt ist nicht leicht zu fassen. Eingebettet in ein Gesamtkonzept wurden zahlreiche Einzelmaßnahmen im ganz Kleinen wie im großen Maßstab umgesetzt. Die große Kunst bestand darin, nicht den Überblick zu verlieren, keinen schnellen Moden anheimzufallen und neben den Schöpfungen von Domenico Sciassia und Johann Bernhard Fischer von Erlach bestehen zu können. Bei allen Interventionen galt es selbstverständlich, Geschichte und Spiritualität des Ortes mit zu bedenken. Das alles geschah respektvoll und gleichermaßen angstfrei vor der Last der Geschichte. Über all die Jahre wurden unter anderem ein neues Raum-, Farb- und Klangkonzept für die Basilika geschaffen, das vom Altarraum bis zu den Turmkammern reicht. Der Außenraum erhielt eine barrierefreie Neugestaltung. Im Osten der Basilika entstand eine Tagespilgerstätte mit Sanitär- und Aufenthaltsbereichen deren windgeschützte Terrasse von Chören gern zum „Einsingen“ benutzt wird. Mit unvorstellbarer Empathie und Akribie wurde daran gearbeitet, den Wallfahrtsbetrieb für alle Involvierten zu optimieren ohne ein spirituelles Disneyland entstehen zu lassen. Alt und neu greifen kongenial ineinander und bilden im Zusammenspiel ein Erlebnis für alle Sinne. Gleiches gilt für das „Geistliche Haus“, wo historische Raumfolgen wiederhergestellt und über die Jahre zu Abstellkammern verkommene Räume aktiviert und die Privaträume der Patres und Gästezimmer je nach Erfordernis mit ausgetüftelten, stets für die Situation maßgeschneiderten Sanitärzellen, Küchennischen und zahlreichen Kleinigkeiten wie innenliegenden Fensterläden ausgestattet wurden. Pater Karl Schauer habe stets eine Vision für das gesamte Projekt gehabt, erinnern sich die Architekten. Auch einen visionären Finanzrahmen, am Beginn einen utopischen. „Wir trugen die Bausteine zusammen. Es gab immer den ganz großen Maßstab, um nicht den Überblick zu verlieren. Und es gab auch immer den ganz kleinen, um nicht von Beginn an Fehler im Detail zu machen.“